Über die Manufaktur Ed. Jobin

Traditionshandwerk mit Geschichte

Um 1830 beginnen die Anstrengungen des Staates Bern und der lokalen Pioniere des Brienzer Kunsthandwerks Früchte zu tragen. Der wachsende Tourismus, die günstigen Arbeitskräfte und das handwerkliche Geschick der Brienzer machen den Wirtschaftsstandort Brienz zunehmend attraktiv. Als die Herren Sebastian Binder aus Uders, Tirol, J. M. Roetter aus Baden-Baden und Chr. Stuffer aus Gröden, Tirol, 1835 in Brienz eine Firma zur Herstellung und dem Verkauf von kunsthandwerklichen Erzeugnissen gründen profitieren sie vom enormen Aufschwung der jungen Branche. Schon nach fünf Jahren wird das Unternehmen ausgebaut und am bis heute gebliebenen Standort wird ein neues Wohn- und Geschäftshaus errichtet.

Export nach Europa & Übersee

Bereits vor dem ersten Generationenwechsel verzeichnet die Firma ihre ersten internationalen Erfolge. Mit Auszeichnungen, welche man von Weltausstellungen in Paris und London nach Hause brachte, beginnen sich auch die ersten Exportkanäle nach Europa und Übersee zu öffnen. Aus den anfänglich einfachen gedrechselten und geschnitzten Holzwaren entsteht ein enorm vielseitiges Angebot an Menschen- und Tierfiguren, Kleinmöbeln, Schmuckschatullen, Musikdosen und Musikchalets. Die Unternehmung expandiert und eröffnet Verkaufsgeschäfte in Interlaken, Luzern, St. Moritz, Zermatt und Montreux. In Brienz diversifiziert man in die Gastronomie und in Zürich in eine Lampenfabrik.

Erste Firma am Stromnetz

Mit dem Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs endet die erste Blütezeit. Mit dem Kriegsende endet auch die Krise und der zweite Aufschwung der Firma steht vor der Türe. Wieder wird Brienz zum Ziel vieler ausländischen Reisenden. 1900 wird das noch heute bestehende Fabrikgebäude gebaut. Die Unternehmung beschäftigt zu diesem Zeitpunkt 250 Mitarbeiter. 1911 schliesst sich die Unternehmung als erste Brienzer Firma an das Stromnetz der Elektrizitätswerke Reichenbach bei Meiringen an.

1. Weltkrieg mindert die Nachfrage

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges erfährt die Firma und die Brienzer Handwerkskunst ihren zweiten Niedergang. Die veränderten wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse zerstören die ehemalige Nachfrage nach kunsthandwerklichen Produkten aus Brienz. In den kommenden Krisenjahren werden die verschiedenen Zweigniederlassungen geschlossen. Die Inventare dieser Verkaufsgeschäfte, sofern Sie nicht verkauft wurden, kommen nach Brienz zurück, wo sie dann für ca. 100 Jahre gelagert, vergessen, wieder entdeckt und heute ausgestellt sind.

Aus Binder wird Jobin

Im Jahr 1926 verstirbt Eduard Binder II und sein Schwiegersohn, Eduard Jobin I, übernimmt die krisengeschüttelte und vor dem Konkurs stehende Firma. Die Krise dauert an und als sich 1953 die wirtschaftliche Situation allmählich wieder verbessert, stirbt Eduard Jobin I im Alter von 56 Jahren. Sein Sohn Eduard Jobin II übernimmt im Alter von 22 Jahren, zusammen mit seiner Mutter, die immer noch stark verschuldete Unternehmung. Die sich zunehmend positiv entwickelnde Weltwirtschaft und die in Europa stationierten amerikanischen Soldaten verhelfen dem Tourismus und der Firma zum erneuten Aufschwung. Es ist der Beginn des modernen Tourismus und Brienz profitiert vom steigenden Bekanntheitsgrad und der Beliebtheit der Tourismusorte Luzern und Interlaken. Der Aufenthalt bei der Firma Jobin in Brienz wird zum Einkaufserlebnis für den Tourentouristen und das Sortiment passt sich im Laufe der Zeit der Nachfrage entsprechend an. Obwohl die Firma sowohl lokal wie auch international neue Absatzkanäle öffnet, bleibt das eigentliche Kunsthandwerk in der Krise stecken. Trotz erneuter Modernisierung von Produktion und Verkaufsgeschäft verliert die Brienzer Holzschnitzerei sowohl im eigenen Betrieb, wie auch im Verkauf an Bedeutung.

Musikdosen als Kerngeschäft

Dank frühzeitigen Anstrengungen im Export und der Profilierung als Marke gelingt es der Firma, sich als Hersteller von qualitativ hochwertigen und traditionellen Musikdosen zu positionieren. Musikdosen stellen schon bald die eigentliche Kernkompetenz der Unternehmung dar.

Modernisierung der Produktion

1997 tritt Eduard Jobin II von der operativen Unternehmungsführung zurück und übergibt im 2002 die Unternehmung der 5. Generation. Mit der Herstellung eigener mechanischer Musikwerke vertieft die Firma einerseits ihre Wertschöpfung, andererseits positioniert sie sich als einzige schweizerische Firma, die sowohl Musikdosen wie auch mechanische Musikwerke unter einem und demselben Dach entwickelt, herstellt und verkauft. Gleichenjahrs werden Produktion und Administration modernisiert. Die computergestützte Fertigung (CIM) hält Einzug und vertieft die Herstellungskompetenz für die Serienfertigung und die Entwicklung und Herstellung von kundenspezifischen Produkten. 1998 wird die erste Ausbauetappe des Living Museums umgesetzt. Die zweite Etappe und die Integration von zusätzlichen Kunsthandwerken erfolgt 2001. Parallel zum Ausbau des Museums entsteht der Verkaufsbereich Events. Mit den «Hands on Events» werden die eigenen, seit Generationen praktizierten Kunsthandwerke als Freizeit und Ferienerlebnis angeboten.

Heute und Morgen sieht sich die Firma Jobin als Inbegriff und Plattform für traditionelles, gelebtes und erlebbares Kunsthandwerk und als authentisches schweizerisches Erlebnis.